Portugal im September – Hin und zurück
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Portugal im September

Once a year, go someplace you’ve never been before.

sagt der Dalai Lama und mit meinem Trip im Mai nach Vancouver, Victoria und Seattle habe ich das schon getan. Zwischen der Reise an die amerikanische Westküste und dem mittlerweile fast schon obligatorischen Tauchurlaub im Dezember in Mexiko sollte aber noch mal eine kleine Reise her.

Route

Ägypten war kurz im Gespräch, aber gerade zu der Zeit als ich buchen wollte gab es einen vereitelten Anschlag in Luxor und einige Angriffe auf der Sinaihalbinsel. Einmal kurz Skyscanner mit offenem Ort angeworfen spuckte der einen günstigen Flug von Hamburg nach Lissabon aus und ich war recht schnell überzeugt. Ein gut dreistündiger Flug, nette Leute, gutes Essen und 27 bis 30 Grad Mitte September halfen neben dem günstigen Flug. Und es war eine tolle Wahl. Portugal ist sehr schön, unkompliziert und die Menschen sehr freundlich.

Von Lissabon aus geht es die Atlantikküste Richtung Algarve soweit das Mietauto trägt und die Urlaubstage reichen.

Lissabon

Zwei Nächte sind zu Beginn in Lissabon geplant, am dritten Tag geht es mit dem über Car del Mar gebuchten Mietwagen weiter. Über Agoda stoßen wir auf eine kleine Perle im Bairro Alto. Ein ziemlich großes Zimmer mit einem sehr sauberen Gemeinschaftsbad und einer tollen Einrichtung für 54 Euro pro Nacht.

Torre de Belém

Torre de Belém

Lissabon ist eine tolle Stadt, sehr verwinkelt, sehr viele Treppen und Steigungen und eine wunderschöne Architektur. Wir streifen durch das Bairro Alto, gehen shoppen in Baixa, erklimmen das Castelo de São Jorge und schlendern durch Alfama. Das Castelo ist mit 8 Euro Eintritt ganz schön happig, aber man wird belohnt mit einem tollen Blick über die Stadt. Bairro Alto ist bis in die frühen Morgenstunden wahnsinnig geschäftig und laut, so dass wir die ersten beiden Nächte nicht so recht Schlaf finden. Einen halben Tag verbringen wir in Belém und essen unglaublich leckere Natas, besichtigen den mit Touristen überlaufenen Torre de Belém, einem Weltkulturerbe und spazieren hier ein wenig rum, gehen aber nicht rein, da das Menschenmassen auf ihrem Plan haben. Auch das Mosteiro dos Jerónimos ist ein Weltkulturerbe und imposant, jedoch auch völlig überlaufen.

 

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Schmale Gassen in Lissabon

Auf dem Rückweg unserer Reise kommen wir in Alfama unter, haben ein kleines Kellerapartment über Airbnb gebucht und sind mitten im Geschehen. Und wenn man mal etwas weiter muss und den mitunter beschwerlichen Fußweg scheut ist das auch kein Problem. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man gut durch Lissabon. Am besten an einer Metrostation kauft man für 50 Cent eine Viva Viagem Magnetkarte, die man immer wieder an entsprechenden Automaten mit Guthaben aufladen kann und beim Betreten öffentlicher Verkehrsmittel vor ein Lesegerät hält. Metro, Busse und natürlich die bekannten Trams bringen einen zumindest relativ weit. Gut zu Fuß sollte man aber in jedem Fall sein, die Stadt zeichnet sich durch teils sehr extreme Steigungen aus. 

Absolute Essensempfehlung: Porco Preto, also schwarzes iberisches Schwein im  O Tachadas. Für ein paar wenige Euro gibt es hier unglaubliches Fleisch in großen Mengen mit leckeren Beilagen und gutem Hauswein. In Alfama kann man sehr entspannt und nett einen Ginjinha im Ginjinha da Sé in der Rua São João da Praça trinken um den Abend ausklingen zu lassen.

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Die berühmte Linie 28

 

Sintra

Erste Station sollte eigentlich Sintra werden. Eine Kleinstadt etwa 25 Kilometer westlich von Lissabon. Hier befinden sich jahrhundertealte Paläste und Tempel und Sintra ist seit 1995 Weltkulturerbe. Ich bin eigentlich noch nie enttäuscht worden von Weltkulturerben und für alles gibt es wohl ein erstes Mal. Allerdings kann ich zu den Stätten nicht viel sagen, wir machen schon recht früh kehrt, da sich Touristenbusse und -ströme in Massen den Berg hoch begeben. So steigen wir wieder ins Auto bevor wir etwas gesehen haben und machen uns auf zu unserer ersten richtigen Station nach Lissabon.

Cabo Espichel

Zuvor machen wir aber noch einen kleinen Abstecher zum Cabo Espichel, einer Landzunge auf der sich ein Leuchtturm, ein Kloster mit der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Cabo und frühere Pilgerunterkünften befinden. Der Ausblick hier ist unglaublich schön. Die Buchten hier sind rau und felsig, das Meer kristallklar und blau. Es gibt hier neben dem Leuchtturm und dem Kloster nicht viel, drei Imbisswagen und zwei Souvenirstände sind aufgebaut, ansonten ist es hier ruhig.

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Cabo Espichel

Sesimbra

Sesimbra haben wir uns als nächste Station ausgesucht. Erwartet hatte ich einen kleinen Fischerort am Atlantik, der bei Lissabonnern wegen seiner Nähe als Wochenendausflugsziel populär ist. Weniger kleiner Fischerort, etwas mehr schickes Wochenenddomizil aber trotzdem sehr entspannt und gemütlich. Länger als eine Nacht tat hier aber nicht Not.

Vila Nova de Milfontes

Also geht es recht bald weiter zum nächsten Ort. Vila Nova de Milfontes sollte es werden und hier ist wahrscheinlich während der Surfsaison ordentlich was los. Diese ist jetzt gerade vorbei und so ist das kleine Örtchen doch etwas ruhig, viele Restaurants haben schon gar nicht mehr auf. Aber mir gefällt es hier sehr gut und wir kommen in einem sehr netten kleinen Hotel (Casa dos Artos) unter. Der Besitzer lebte vor einigen Jahren für einige Jahre in Singen am Bodensee und freut sich sichtlich ein paar Worte deutsch zu sprechen. 

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Blick auf Vila Nova de Milfontes

Der Ausblick auf die Stadt, den Atlantik und auf die Bucht, die zum Rio Mira wird atemberaubend schön. Die Leute sind alle sehr freundlich und wir essen hier das erste Mal Pork Alentejo, Schweinefleisch mit Muscheln und Kartoffeln und an einem anderen Abends sehr tollen Oktopus und Tintenfisch in einem kleinen Restaurant direkt am Fluss. Die Kanufahrt den Rio Mira rauf ist bestimmt netter, wenn man nicht in beide Richtungen gegen die Strömung arbeiten müsste, so wie wir es getan haben. 

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Am Strand von Vila Nova de Milfontes

Ponta de Sagres

Nach zwei Tagen in Vila Nova de Milfontes zieht es uns weiter. Die bisher längste Fahrt soll uns nach Sagres bringen. Aber irgendwie erwischt uns das kleine Städtchen auf dem falschen Fuß. Der Ausblick über die Klippen und auf das Fortaleza de Sabres auf dem Ponta de Sagres ist wieder mal fantastisch, aber das Örtchen lädt uns irgendwie nicht so richtig ein um dort über Nacht zu bleiben. Warum kann ich gar nicht genau sagen. Nachdem wir also ein wenig auf der Klippe spaziert sind und den Surfen zugesehen haben entscheiden wir uns weiter zu ziehen.

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Surfer in Sagres

Lagos

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Innenstadt von Lagos

„Lagos ist schon sehr touristisch“ sagte mir ein Freund vor der Abreise und vor Orten mit diesem Etikett gruselt mir ja in der Regel etwas. Der erste Eindruck ist auch erstmal etwas hart. In der Altstadt reihen sich Restaurants, Cafés, Pubs, Diskotheken und eine deutsche Bäckerei. Jede Menge Deutsche, Engländer und andere Touristen jeder Altersklasse aus aller Welt streifen durch die Altstadt. Aber Lagos ist trotzdem sympathisch. Wir finden ein sehr nettes Gästehaus nur ein paar hundert Meter außerhalb der Altstadt. Im Lagos Sea View versorgt uns der in Deutschland aufgewachsene portugiesische Gastgeber mit jeder Menge nützlicher Infos. So essen wir hier das erste Mal das schwarze Schwein auf seine Empfehlung hin im unglaublich guten Restaurant Calhou und sind hin und weg. Wir gehen auf seine Empfehlung hin an einem anderen Tag ins A Barrikade Fisch „All you can eat“, er bringt auf in Erfahrung, dass die Wassertemperatur in der Algarve momentan 17 Grad beträgt. Was meine Idee doch mal einen Tauchgang zu machen sofort zerschmettert. Ich bin ein Warmwassertaucher.

Wir machen einen kleinen Ausflug mit dem Boot um die Grotten vor Lagos und die unglaublichen Felsformationen zu besichtigen. Dabei sehen wir Delfine. Ich habe noch nie Delfine in natura gesehen und bin reichlich happy. Wir verbringen einen halben Tag am Strand und schlendern sonst so durch die Stadt. Wir gehen zu der Markthalle, wo Fisch, Obst und Gemüse verkauft wird. Lagos ist wirklich einen Besuch wert und ich bin froh, dass ich trotz der erst schlechten Meinung über diesen Ort doch noch hier gelandet bin.

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Die Klippen vor Lagos

 

Évora

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Diana Tempel in Évora

Aber wir müssen mal langsam daran denken, dass wir auch einen Rückflug haben und wollen uns gemütlich auf den Rückweg nach Lissabon machen. Wiederum auf Empfehlung des Guesthouse-Besitzers entscheiden wir uns für Évora. Die Entscheidung für Évora bringt uns zurück ins Alentejo und in die Nähe von Lissabon. Das historische Zentrum dieser niedlichen Stadt ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und wirklich sehr sehenswert. Der Diana-Tempel und das alte Aquädukt sind nur zwei der wirklich imposanten Dinge in Évora. Nach einer Nacht im Guesthouse geht es dann zurück nach Lissabon und dann von hier aus wieder zurück nach Hamburg.

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Das alte Aquädukt

Fazit

Mein erster Besuch in Portugal wird wahrscheinlich nicht der letzte gewesen sein. Sehr nette  Menschen, sehr gutes Essen und toller Wein zu sehr erschwinglichen Preisen und tolles Wetter nur einen kurzen und günstigen Flug vor der Tür. Ich kann mir das auch gut als verlängertes Wochenende vorstellen. Nur an der Wassertemperatur habe ich zu meckern.

 

Alle Bilder aus Portugal gibt es wieder bei Flickr.