Warum Vietnam mich gerade müde macht – Hin und zurück
Vietnam

Warum Vietnam mich gerade müde macht

Ich mag Vietnam. Eigentlich. Mein erster Trip 2012 hat mir extrem gut gefallen, ich fühlte mich wohl und gut aufgehoben. Seit fast sieben Wochen reise ich gerade auf der üblichen Route von Süd nach Nord durch Vietnam und muss leider sagen, dass ich im Moment ein wenig genervt bin und mich darauf freue bald wieder weiter zu ziehen. Aber warum? Das Land ist schön, das Essen toll und die Vietnamesen meistens freundlich. Was mir im Moment etwas sauer aufstößt ist, dass ich seit einiger Zeit das Gefühl habe an allen Ecken und Enden beschissen zu werden. Vielleicht hatte ich in den letzten zwei bis drei Wochen auch einfach Pech, aber irgendwie häufen sich gerade die schlechten Eindrücke.

Ich weiß, dass viele Vietnamesen sehr wenig Geld zur Verfügung haben und ich habe auch grundsätzlich kein Problem damit etwas höhere Preise zu bezahlen als Einheimische. Ich mag aber nicht ausgenommen werden, nur weil ich nicht von hier bin. Wenn ich von meinem Hotel höre, dass die Fahrt von Sa Pa nach Ta Van Village mit dem Motorbike 50.000 VND (rund 2€) kosten sollte und ich keinen Fahrer finde, der das für unter dem Vierfachen des Preises machen wird. Wenn ich in ein Taxi steige und das Taxameter manipuliert ist und nach zwei Minuten auf fast 5$ steht und der Fahrer mir hinterherschreit als ich aussteige und mich weigere zu zahlen.

Wenn ich ein Hotelzimmer explizit mit Fenster nach draußen buche und im voraus bezahle, weil es mich deprimiert in Zimmern zu sein in die kein Tageslicht kommt und das versprochene Fenster schon wieder nur ins Treppenhaus geht, ich dafür aber „Discount“ bekomme. Also soviel zahle wie das Zimmer mit Fenster ins Treppenhaus üblicherweise kostet. Aber auch nur nachdem ich mich beschwere.

Wenn die Fahrt vom Bahnhof statt der 2€ auf einmal 20€ kosten soll, ich von Glück sprechen kann wenn ich nur 4€ zahle, es aber den anderen Mitfahrenden nicht sagen darf.

Wenn ich im Hotel eine Massage buche und dann danach sehe, dass auf dem Schild 5$ übermalt wurde mit 6$.

Oder wenn ich – wie in Dalat – ein tolles Zimmer bekomme für 10$ die Nacht, es plötzlich ab dem nächsten Tag aber 13$ kostet.

Wenn mir eine Preisliste für das Verschicken meiner geschneiderten Sachen nach Deutschland gezeigt wird, ich mich einverstanden erkläre und am nächsten Tag als alles verpackt und geregelt ist, ist die Preisliste auf einmal eine andere.

Wenn mein iPhone im Taxi bleibt (sicher auch meine Schuld), ich zwei Minuten später den Fahrer anrufen und ausfindig machen konnte, er eine Stunde später zurück kommt und sagt da wäre kein iPhone in seinem Taxi und anschließend auf der Polizeistation zwar niemand mit mir spricht, sich aber offensichtlich alle über mich lustig machen. Wenn die Polizei sagt, die Kopie der Anzeige würde mir in mein Hotel gefaxt, mir im Hotel aber gesagt wird, dass das nicht passieren wird.

Wenn ich jedes dritte Mal an einem Strassenstand falsches Wechselgeld zurück bekomme, sich nach Hinweis zwar freundlich entschuldigt aber dennoch gelacht wird. Und wenn ich nach dem Preis für ein Banh Mi frage und mir gesagt wird der wäre 50.000 VND, obwohl ich weiß dass die in der Regel eher 10.000 VND kosten.

Ja dann, dann werde ich irgendwie müde hier zu sein. Ich bin müde jedes Mal aufpassen zu müssen. Ich bin müde von dem Gefühl übervorteilt zu werden. Meistens geht es mir dabei nicht um zwei oder drei Euro hin oder her, aber ich lasse mich nicht gerne verarschen. Und ich bin nicht die einzige der es gerade so geht. Unterhalte ich mich mit anderen Reisenden die auch ein wenig länger in Vietnam sind, dann geht es den meisten ähnlich.

Ich habe hier auch wahnsinnig tolle, hilfsbereite, selbstlose und freundliche Menschen getroffen keine Frage. Bei meinem Urlaub in Vietnam 2012 ist mir eigentlich nicht so viel Negatives aufgefallen. Und Vietnam ist ein tolles Land. Allerdings sollten die Vietnamesen aufpassen wie sie mit Reisenden umgehen.

über

Diplom-Soziologin, Produktmanager, Certified ScrumMaster und DiveMaster. In Hamburg zu Hause, in München dahoam. Mehr zu mir gibts hier.