Sechs Wochen Mexiko – Hin und zurück
Amerika Mexiko Tauchen

Sechs Wochen Mexiko

Meine Reise nach Mexiko ist irgendwie ganz anders geworden als ich gedacht hatte. Nicht schlechter, nicht besser, einfach anders. Ich dachte ich reise viel herum und sehe einiges von Mexiko auch abseits von den Touristenpfaden. Dass es ganz anders gekommen ist und ich außer der Halbinsel Yucatán nichts gesehen habe erklärt sich durch meine neu entdeckte Leidenschaft fürs Tauchen und der Tatsache, dass ich sehr nette Taucher kennengelernt habe, mit denen ich mich sehr wohl fühlte. Cozumel Nach ein paar Tagen in Cancun zu Beginn der Reise bin ich recht schnell weiter nach Cozumel. Cancun ist einer der Orte, der mir nicht besonders im Gedächtnis bleiben wird. Den Touristenbereich habe ich gar nicht gesehen und vermisse das auch nicht. Ich habe mich vor allem in Downtown aufgehalten und mich hier ein wenig an Mexiko gewöhnt. Cozumel ist eine Insel auf der ich unter anderen Umständen keine zwei Nächte geblieben wäre. Überdurchschnittlich teuer, San Miguel ist völlig auf Touristen ausgelegt, überwiegend auf Kreuzfahrttouristen. Auf der Westseite, nahe dem einzigen Ort der Insel gibt es keine besonders tollen Strände, auf der Ostseite wohl einige Privatstrände und ein paar öffentliche die ganz schön sind. Ich habe es nie auf die Ostseite geschafft. Man kann sich schon mal einen Nachmittag damit vertreiben in den Tourishops Tourisachen anzuschauen. Zu kaufen lohnt sich eigentlich nichts. Vielleicht am ehesten noch etwas aus mexikanischem Silber. Die vielen Silber- und Edelsteingeschäfte dienen laut den Einheimischen vor allem zur Drogengeldwäsche. Cozumel Das klingt jetzt alles erstmal nicht sehr toll und man mag sich fragen warum dann ich insgesamt trotzdem über drei Wochen hier verbracht habe. Die Antwort ist eindeutig: was Cozumel sehr besonders macht ist der Marinepark. Ich habe hier meinen Open Water Diver gemacht und war anschließend kaum noch aus dem Wasser zu bekommen. Nur weil es halt nicht anders geht. Von allen – auch sehr erfahrenen Tauchern – habe ich immer wieder gehört, dass Cozumel wohl der beste Ort ist um mit dem Tauchen anzufangen. Ich kann das nur mäßig beurteilen, weil ich ja keine Vergleichswerte habe aber mich hat das Tauchen hier süchtig gemacht. Ich hatte sehr viel Glück. Ich hatte einen tollen Instructor vom Dive Paradies (sehr zu empfehlen) und habe hier mit extrem erfahrenen Tauchern zusammen getaucht und viel gelernt. Und ich mache das wohl ganz gut. Und das gefällt mir dann natürlich gleich doppelt. Auf meinem ersten Open Water Tauchgang habe ich einen Adlerrochen gesehen. Es sollte noch einige mehr werden. Und Schildkröten, jede Menge davon. Haie und Aale, riesige Barsche und die lästigen aber sehr hübschen Feuerfische. Die sind hier eingeschleppt worden, haben keine natürlichen Feinde und vermehren sich wie die Karnikel. Was dazu führt, dass sie die einzige Art sind die gefangen und getötet werden darf. Was vor allem den Männern sehr viel Spaß macht. Cozumel Ich bin in eine sehr nette Gruppe geraten, die mich herzlich aufgenommen hat auch wenn ich den Altersdurchschnitt und die Taucherfahrung empfindlich nach unten gedrückt habe. Die Taucher hier kommen immer wieder und treffen jedes Jahr über mehrere Wochen um Weihnachten herum aufeinander. Mein Tauchpartner die letzten Wochen hatte einiges zu erdulden und immer auf mich aufgepasst, da ich ohne Tauchcomputer unterwegs war und daher immer wieder zur Vorsicht ermahnt werden musste. Weswegen wir häufig den Sicherheitsstopp etwas ausdehnen mussten. Wir haben selbstgefangene Feuerfische von Tauchern von unserem Boot bei einer Dinnereinladung serviert bekommen. Ich war in Restaurants die ich alleine nie gefunden hätte und habe sehr sehr nette Menschen kennengelernt. Fred zum Beispiel, ein Deutscher der seit fünfzig Jahren in Kanada wohnt, einen lustigen kanadischen Akzent hat wenn er deutsch spricht, um die 80 ist und den seine Freunde mir als den interessantesten Menschen der Welt vorgestellt haben. Der mehrere tausend Tauchgänge hinter sich hat, uns an einem Abend zu sich nach Hause eingeladen hat und uns unglaubliche Unterwasserfotos gezeigt und noch unglaublichere Geschichten erzählt hat. Und Dennis, der mehr als zehntausend mal unter Wasser war und Ausbilder bei der Navy war. Ich konnte mit diesen Leuten tauchen, mit größtenteils sehr netten und lustigen DiveMastern und natürlich mit meinem Tauchpartner der geduldig begeistert davon erzählte wie unkompliziert ich als Anfängerin wär und mir dabei viel beigebracht hat. Wegen all dem bin ich so lange auf Cozumel gewesen und habe meinen Rucksack in den Schrank gestellt. Aber auch die Tempelanlagen die ich besucht habe, haben mir gefallen. Ich war ein paar Tage in Uxmal und habe hier das wohl umspektakulärste Silvester jemals gehabt. War dafür aber fast alleine morgens in der Anlage und konnte die Atmosphäre hier geniessen. Campeche hat mir sehr gefallen, auch wenn die paar Tage hier leider ziemlich verregnet waren. Ich habe deutlich weniger Fotos gemacht, vor allem war ich ziemlich lange am gleichen Ort war. Aber Mexiko ist sehr fotogen, überzeugen könnt ihr euch davon bei Flickr. Ob mir Mexiko gefallen hat? Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich nicht allzu viel gesehen habe. Zumindest nicht über Wasser. Und auch das, was ich gesehen habe war jetzt nicht gerade besonders abseits der sehr üblichen Touristenpfade. Aber ich mochte es. Ich mag die Mexikaner. Und es bleibt dabei, ich mag vor allem die mexikanischen Männer, die Frauen waren überdurchschnittlich häufiger unfreundlich. Ich mag das Essen. Vor allem Fisch und Meeresfrüchte auf Cozumel waren toll. Ansonsten hatte ich aber das Problem, dass ich Gemüse vermisst habe. Gemüse waren hauptsächlich Bohnen und Avocados und auch sonst ist die Küche mir auf Dauer zu deftig. In Asien brauchte ich eigentlich nichts außer asiatischer Küche. Reis, Gemüse, Fleisch, alles gut. Hier war ich dann doch häufiger auch mal beim Italiener oder Burgerladen (und auch mal beim Asiaten) wenn ich gerade keine Lust auf Guacamole, Tortillas, Bohnen und Käse hatte. Ob ich nochmal zurück komme? Ich kann es nicht ausschließen. Ob ich dann wieder hauptsächlich tauche mit den neuen Freunden die ich dort kennengelernt habe und die jedes Jahr wieder kommen? Auch das kann ich nicht ausschließen. In jedem Fall wird meine neue Leidenschaft für das Scuba Diving die Art wie ich reise schwer beeinflussen. Jetzt bin ich jedenfalls erstmal wieder zurück im eisigen Hamburg und plane meine nächsten Schritte.

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Diplom-Soziologin, Produktmanager, Certified ScrumMaster und DiveMaster. In Hamburg zu Hause, in München dahoam. Mehr zu mir gibts hier.