Entschluss

Ich hab mich selbst nie als jemand eingeschätzt der mit möglichst wenig Hab und Gut und ohne detaillierte Planung loszieht und das Leben auf sich zukommen lässt. Ich dachte immer wenn ich etwas finden will, dann muss ich schon vorher wissen was das ist. Ich hatte nie wirkliches Fernweh und ich mache gerne Listen. Pro und Kontra Listen für die einfachsten Entscheidungen. Ich brauche eine häusliche Umgebung um mich herum, meine Wohnung ist vollgestellt mit lauter Tand. Mir ist wichtig, dass alles seine Ordnung hat und alles an seinem Platz ist.

Ich war viel unterwegs. Ich war in London und in Paris, war campen in den Kykladen. Ich war mehrmals in Venedig und hab Urlaub in Kampanien gemacht. Ich lag am Strand in der Türkei und bin mit meinen Eltern in Südfrankreich gepaddelt. Ich war in Amsterdam und wandern in Österreich. In meiner Jugend war ich jedes Jahr mehrere Wochen auf Elba und in Athen habe ich vier Tage lang ohne Gepäck rumgebracht. Ich fand Hotelurlaube immer schräg, tatsächlich habe ich nur einmal einen richtigen Hotelurlaub mit Vollpension auf Mallorca nach dem Abi gemacht. 2003 bin ich mit meinem besten Freund und meinem Rucksack durch Thailand gereist. Wir waren in Ayuthaya, in Sukothai. Wir sind nach Chiang Mai und waren hiken im nordthailändischen Dschungel. Wir sind 30 Stunden mit dem Zug durchs Land gefahren und waren schnorcheln auf Ko Tao. Ich glaube ich habe viel gesehen. Aber normalerweise habe ich mich am Ende meiner Reisen immer sehr auf zu Hause gefreut. Mein Umzug von München nach Hamburg war für mich eine Riesen-Sache. Im Gegensatz zu meinen Kommilitonen hat es mich nie ins Ausland gezogen und – heute kann ich es kaum fassen – ich habe ein sicheres Sportstipendium in Südafrika in letzter Minute sausen lassen. Ich bin also nicht gerade ein Paradebeispiel für einen „Vagabonder“. Oder ich hab mir das zumindest eingebildet.

Wieso ich ein Sabbatical nehme

Spannend wurde es für mich dann als ich entschloss eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich war Anfang 2012 auf einer Reise in Vietnam, das erste Mal alleine unterwegs und als ich zurückkam wollte das Fernweh nicht vergehen. Egal wie sehr ich mich bemüht habe. Ich habe viel Zeit damit verbracht zu bereuen warum ich während meiner Studienzeit kein Auslandsjahr eingelegt habe, warum ich nach dem Abitur nicht einen Rucksack gepackt hab und losgezogen bin. Ich konnte mich aber nie so recht dazu entscheiden. Aber irgendwann wuchs die Überzeugung in mir, dass es nicht zu spät ist etwas zu wagen. Der Gedanke es heute viel bewusster genießen zu können mal abzuschalten als ich das noch mit Zwanzig gekonnt hätte.
Als ich meinem Chef von meinen Überlegungen erzählte hat er wunderbar reagiert. Er versprach mir mich zu unterstützen in dem Versuch ein Sabbatical zu organisieren und mir sechs Monate Zeit zu nehmen diese anfangs fixe Idee in die Tat umzusetzen. Und da stand ich dann. Auf einmal wurden meine theoretischen Gedankenspielchen immer realer und ich musste mir allerhand Gedanken darüber machen wie sowas organisiert werden kann.

Was ich mir davon verspreche

Ich hab mir natürlich Gedanken darüber gemacht, was ich von meiner Auszeit erwarte. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nichts Spezielles erwarte, erwarten sollte. Man bekommt sowieso selten was man erwartet und meistens ist das noch nicht mal etwas Schlechtes! Ich möchte gerne meinen Horizont erweitern, mich – wenn auch nur für kurze Zeit – von den Verpflichtungen und Beschränkungen eines „Erwachsenenlebens“ lösen. Es ist einfach nur an der Zeit mal etwas zu wagen und wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie!

Wohin es gehen soll

Vor zehn Jahren war ich das erste Mal in Thailand, meine erste richtige Fernreise. Außerhalb Europas war ich vorher noch nicht. Chiang Mai und die alte Tempelstadt Sukothai haben mich damals sehr beeindruckt, überhaupt hat mir Südostasien sehr gefallen. Zum Jahreswechsel 2010 / 11 war ich dann wieder in Thailand, von Bangkok aus ging es nach Ko Samui, Ko Pha-Ngan und Ko Tao. Das war damals eher ein Urlaub denn eine Reise und die zunehmende „Pauschaltouristisierung“ Thailands im Gegensatz zu vor zehn Jahren hat mich abgeschreckt. Natürlich war ich auch ein Teil dessen und Thailand hat abseits der Touristentrampelpfade weiterhin seinen Reiz für mich. Anfang 2012 war ich dann in Vietnam und das Land hat mir sehr gut gefallen. Sicherlich ist es auch nicht mehr besonders außergewöhnlich nach Vietnam zu reisen, aber alles in allem hab ich dort viele nette andere Reisende kennengelernt und Land und Leute haben es mir einfach gemacht mich wohl zu fühlen. Heute weiß ich, dass die Reise nach und durch Vietnam einen Wendepunkt darstellt. Alleine, frei und spontan entscheiden zu können wohin die nächsten Schritte mich führen sollen, mich auf mich selbst fokussieren und mich letztendlich nur auf mich selbst verlassen zu können war eine gute Erfahrung.
Ich war nicht auf Südostasien festgelegt, hab mich aber aus diversen Gründen dafür entschieden. Angkor Wat ist ein Ort den ich so unbedingt sehen und erleben will, dass für mich recht schnell klar war, dass meine Reise in Kambodscha beginnen soll. Die Kultur und die Menschen kennenzulernen und mit widrigen Umständen umzugehen ist das zentrale Element meiner Auszeit. Südostasien scheint mir für mich dafür perfekt zu sein.
Ich plane nicht viel vorher. Ich fliege nach Bangkok, dann soll es recht bald weiter nach Phnom Penh gehen. Alles andere wird sich ergeben. Ich kann mir gut vorstellen durch Kambodscha nach Laos, dann weiter nach Myanmar, Nordthailand und China, durch Vietnam wieder Richtung Süden zu reisen um dann Indonesien zu erkunden. Vielleicht kommt aber alles auch ganz anders. Immerhin habe ich sechs Monate Zeit. Ich bin nicht auf der Suche nach mir selbst. Ich kenn mich ziemlich gut. Ich suche neue Erfahrungen und Erlebnisse.

Und wie wird das organisiert?

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Das Schwierigste daran sich eine Auszeit zu nehmen ist sich zu entscheiden es zu tun. Alles danach wird einfacher.

Natürlich gibt es jede Menge Zweifel und Zweifler. Selbstverständlich soll und kann man guten Rat annehmen, aber die Entscheidung eine Auszeit zu nehmen und ihre Konsequenzen sind eine sehr persönliche Sache.
Wenn man sich zu einer Auszeit entscheidet stellt man schnell fest, dass Deutschland hier im Gegensatz zu anderen Ländern enormen Nachholbedarf hat und die Planung nicht ganz einfach ist. In Dänemark werden Sabbatjahre finanziell vom Staat unterstützt und in Großbritannien und den USA ist ein Sabbatical in vielen Unternehmen möglich. In Deutschland hat der Wunsch nach Abstand vom Alltag und Zeit zum Durchatmen immer noch den faden Beigeschmack von Faulheit. Hier ist so eine Form der Auszeit noch sehr ungewöhnlich, viele Leute sind erstaunt wenn ich ihnen davon erzähle. Und es kommt immer wieder die Frage auf, was meine Kollegen davon halten und wie sich so eine Auszeit beruflich organisieren lässt.

Ich habe mich ausgiebig mit möglichen Optionen beschäftigt als der Wunsch in mir wuchs mir Zeit zu nehmen und den Alltagsroutinen zu entkommen. Es gibt einiges zu bedenken und vieles ist unnötig schwer herauszufinden.
Ich möchte hier nur davon erzählen wie ich an die Planung herangegangen bin und was es für mich zu beachten galt. Ich kann hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellen und auch nicht für recherchierte oder ausprobierte Vorgehensweisen garantieren aber ich möchte nach bestem Wissen und Gewissen meine Erfahrungen weitergeben.

Es gibt wie so oft verschiedene Möglichkeiten eine berufliche Auszeit zu verwirklichen. Dabei sollte man sich über ein paar Dinge Gedanken machen. Vor allem sollte man sich klar machen was man möchte.
Dazu zählt auch die Frage, wie man die gewonnene Zeit nutzen möchte. Einige nutzen die neue Freizeit um endlich Ruby oder Japanisch zu lernen, das Haus zu renovieren oder den aufwändigen Sushi-Kurs zu machen. Dinge, die neben einer 40 Stunde Woche manchmal zu kurz kommen. Für mich war recht schnell klar, dass ich reisen möchte. Aber was passiert in der Zeit des Sabbatjahres mit dem Job und was gilt es zum Thema Versicherung zu beachten? Und wie finanziert man das?