Ho Chi Minh City – Hin und zurück
Ho Chi Minh Stadt Vietnam

Ho Chi Minh City

Ben Thanh Markt

Von Vietnam wusste ich nicht viel, von Saigon oder Ho Chi Minh City noch weniger als ich am 1. Februar 2012 dort landete und meinen dreiwöchigen Urlaub startete. Geplant war eine Reise zu zweit, meine Begleitung musste aber kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen passen. Und so machte ich mich das erste Mal alleine auf in ein fremdes Land. Ich war schon mehrmals in Thailand unterwegs, immer mit Freunden. Alleine war mir erst ein wenig mulmig. Der abendliche Anflug auf die Stadt beeindruckte mich. Eine bunte, atemberaubende Stadt erwartete mich, da war ich mir sicher. Spät abends kam ich an, ein Hotel hatte ich schon gebucht, die einzige Buchung abgesehen vom Flug.

Ankunft und Hotel

Karte von Vietnam in der alten PostVom Flughafen aus nahm ich ein Taxi in die Stadt und beschloss erstmal anzukommen. Die Fahrt dauerte eine gute halbe Stunde und kostete 15 Dollar. Enthalten ist auch eine Art Maut für die Zufahrt zum Flughafen. Bei der Wahl des Taxis ist unbedingt darauf zu achten ein offizielles Taxi zu nehmen. Einmal habe ich das nicht gemacht, die Fahrt kostete mich etwa das zehnfache des Normalpreises und am Ende wurden mir auch noch 100 Dollar aus dem Portemonnaie geklaut. Ansonsten habe ich mich an die Empfehlungen des Lonely Planet gehalten und aus irgendeinem Grund die Taxis von Mai Linh bevorzugt.
Leider war das gebuchte Hotel nicht optimal. An dem Hotel selbst gab es nicht wirklich was auszusetzen, das Personal ist freundlich und hilfsbereit, das Frühstück gut, allerdings gefiel mir die Gegend nicht richtig. Ich war im Tan Hai Long Hotel 3, habe 28 Euro pro Nacht für das Doppelzimmer bezahlt, im Nachhinein zuviel. Das Hotel ist im District 1 direkt beim riesigen Bitexco Financial Tower, so dass man zumindest immer wieder nach Hause findet. District 1 ist das Businessviertel und viele interessante Sehenswürdigkeiten befinden sich in Fußnähe. Das berühmte Rex-Hotel ist direkt um die Ecke. Abends ist es doch eher ruhig beziehungsweise sind viele Businessleute hier unterwegs. Wers mag… Bei meinem zweiten Aufenthalt in Saigon mietete ich mich dann auch direkt in der Pham Ngu Lao ein und kann das empfehlen. Es gibt hier unzählige Hotels und Hostels. Ich war bei meinem zweiten Aufenthalt im Le Le Hotel. Ich habe 25 Dollar pro Nacht für das Standardzimmer bezahlt. Zu viel, obwohl das Hotel an sich sauber und in Ordnung war und das Personal freundlich war. Das Frühstück ist lausig und wird im obersten Stockwerk in einem ungemütlichem Raum serviert. Eine richtige Hotelempfehlung kann ich für Saigon nicht aussprechen. Rund um die Pham Ngu Lao sollte sich aber auf jeden Fall etwas für das Shoestring-Budget finden lassen.

Ausgehen

Ich fühlte mich dann sowohl tagsüber als auch abends im Backpacker-Viertel wohler. Von der Pham Ngu Lao gehen zahlreiche Straßen mit Bars, Reisebüros, Souvenirläden, Hotels, Cafés und Clubs ab. Manchem mag das zu viel Backpacker sein. Aber es gibt hier jede Menge Perlen.

Le Pub in SaigonEin ganz toller Laden mit rustikalem Bar-Essen, extrem netten und hilfsbereiten Bedienungen, allen möglichen Biersorten und Cocktails und Drinks (und zudem gutem Phò) ist das Le Pub. Hier treffen sich die verschiedensten Reisenden, in Saigon lebende Ausländer und manchmal auch Einheimische. Von mir eine absolute Hingehempfehlung. Ich war hier einige Male und hab mich immer wohl gefühlt. Es gibt auch ein Pendant in Hanoi. Auch hier ist es wirklich nett, ein wenig teuer aber die netten Angestellten, Besucher und die Atmosphäre gleichen das aus. Ansonsten kann man sich im Backpacker-Viertel hervorragend treiben lassen und es ist unmöglich nicht eine Bar zu finden, die einem gefällt. Klassiker wie das Apocalypse Now habe ich versäumt, irgendwann werde ich das nachholen.

In der Stadt

Haus in Saigon

In den ersten Tagen meiner Reise bin ich hauptsächlich ziellos durch die Stadt gelaufen, das kann man aber sehr gut. Vorausgesetzt man schafft es die Straße zu überqueren. Als Fußgänger hat man es alles andere als leicht in Saigon. Die Straßen quellen geradezu über vor Motobikes, der Straßenverkehr scheint chaotisch, aber wenn man erstmal verstanden hat wie die Logik ist kommt man gut durch. Zuerst witzelte ich noch, dass es den Buddhisten scheinbar einfach egal ist ob sie beim Überqueren der Straße draufgehen, tatsächlich tut man als Fremder gut daran sich an Einheimische zu halten oder aber zumindest (wenn gerade keiner in der Nähe ist oder keiner die Straße überqueren will) das Verhalten zu adaptieren. Eigentlich ist es ganz einfach: wenn man einmal los geht ist es wichtig die Geschwindigkeit beizubehalten, zügig, gerade und zielstrebig über die Straße zu gehen und nicht zu zögern oder unerwartet stehen zu bleiben. Die Motobike-Fahrer haben unter diesen Bedingungen ein ganz gutes Gefühl dafür wie sie um einen herum fahren können. Mulmig wird einem dennoch manchmal und bei einer 8-spurigen Straße habe ich gepasst und mich entschieden, dass ich mich auf dieser Seite der Straße wohler fühle.

Sehenswürdigkeiten

Ich hab mich also mit einem Stadtplan und meinem Lonely Planet auf den Weg gemacht um die Stadt zu erkunden. Saigon ist laut, schmutzig und stickig. Und ziemlich großartig! Die abertausenden Motobike-Fahrer veranstalten ein Hupkonzert als hätte die vietnamesische Fußballmannschaft gerade mindestens die Asien-Meisterschaft gewonnen. Permanent. An allen Ecken wird man angesprochen, ob man ein Wasser, Obst, Báhn oder ein Feuerzeug kaufen will oder einfach nur eine Fahrt auf dem Motobike möchte. Aber in der Regel kann man mit einem bestimmten „No“ jedem ungewolltem Ansprechversuch entgehen.

Saigon hat einiges zu bieten. Der französische Einfluss macht sich nicht nur beim Essen, sondern natürlich in der Architektur bemerkbar. Und auch der Krieg ist überall präsent.

Kriegsrestemuseum

Auf den Straßen sieht man wenig alte Leute, dafür einige mit offensichtlichen Missbildungen. Beides Nachwirkungen des Vietnam-Krieges. Die Kinder Vietnams haben mit den Nachwirkungen des Einsatzes des Entlaubungsmittels Agent Orange zu kämpfen und werden das auch noch eine ganze Zeit. Ich kannte den Vietnamkrieg nur aus amerikanischen Filmen, wie die meisten Menschen meiner Generation. Ich wollte gerne die andere Seite sehen. Die andere Seite, die im Kriegsrestemuseum in Ho Chi Minh City gezeigt wird ist ebenso einseitig wie amerikanische. Sehr interessant, sehr bedrückend, sehr erschreckend. Im Hof stehen zahlreiche Panzer, Flugzeuge und anderes Kriegsgerät. Außerdem gibt es eine Nachbildung der berüchtigten Tiger-Käfige in denen Kriegsgefangene gehalten und gefoltert wurden. In den Ausstellungsräumen des War Remants Museum werden die Kriegsverbrechen des Indochina-Krieges durch die Franzosen und Chinesen und vor allem auch der Amerikaner in Bildern und Berichten dargestellt. Zudem sind Waffen und Munition ausgestellt. Die drastische Darstellung in einige Bildern ist sehr ungewohnt und die Darstellung ist sehr einseitig, dennoch denke ich, dass sich ein Besuch hier lohnt. Ich fand es sehr interessant und beeindruckend mich mit der Geschichte zu beschäftigen wie sie den Vietnamesen gezeigt wird.

Wiedervereinigungspalast

 

WiedervereinigungspalastDer Wiedervereinigungspalast in Saigon ist der ehemalige Regierungssitz. Gelegentlich finden hier wohl immer noch Empfänge statt, das
Gebäude kann aber gegen ein geringes Eintrittsgeld besucht werden. Ich hatte keine Führung gebucht, wollte alleine durch den Palast schlendern. Am Eingang gibt es auch Infomaterial, finde ich vollkommen ausreichend. Wenn man sich ein wenig für solche Gebäude interessiert ist ein Besuch empfehlenswert. Die Räume können größtenteils nicht betreten werden, sind aber gut einsehbar und man arbeitet sich von Stockwerk zu Stockwerk nach oben. Die Einrichtung ist komplett vorhanden und beeindruckend: viel Gold, viel Schnörkel, viel Samt und Seide. Spannend sind vor allem der Ausblick vom Dach, hier steht auch ein alter Hubschrauber, und die Bunkeranlage im Untergeschoss. Die Räume im Keller sind alle noch original eingerichtet und nicht nur dieser Umstand lässt den „Palast“ wie eine Regierungs-gebäude wirken, das so auch in den siebziger Jahren in Ostberlin gestanden haben mag.

Sehr empfehlenswert ist die Parkanlage rund um den Palast. Eine echte Oase mit einem schönen Park.

Notre Dame und die alte Post

Die alte Post in Saigon

Nicht weit von meinem Hotel entfernt, am Anfang der Dong Khoi findet man die alte Post und das Notre Dame des Ostens. Die alte Post sollte man unbedingt mal ansehen, gegenüber des Eingangs blickt einem ein riesiges Abbild von Ho Chi Minh entgegen und das Gebäude ist sowohl aussen als auch innen sehr schön.

Heute noch ist die alte Post auch wirklich eine Post und es gibt hier sowohl Postkarten als auch Briefmarken zu kaufen, als auch Schalter um diese Post aufzugeben. Links und rechts des Eingangs gibt es die unvermeidlichen Souvenir-Ramschläden, in der Mitte der Post Tresen mit witzigen kleinen Mitbringseln zu kaufen.

Notre Dame in Saigon

Direkt gegenüber der alten Post auf einer Straßeninsel steht Notre Dame. Diese Kirche ist das Zentrum der katholischen Kirche in Südvietnam, ich konnte sie nur von außen besichtigen, da die Kirche zu dem Zeitpunkt als ich dort war gerade geschlossen hatte.

Tatsächlich gibt es hier an Sonntagen Messen in englischer Sprache. Ich hatte keine Gelegenheit eine zu besuchen, kann mir aber vorstellen, dass das durchaus interessant ist. Auch wenn ich eigentlich keine Messen besuche.

Zoo

Zoo in Saigon

Ich gestehe: ich gehe gerne in denZoo. Den Zoo in Chiang Mai etwa fand ich sehr schön. An meinem zweiten Tag in Saigon beschloss ich – noch etwas übermüdet und überwältigt von den vielen Eindrücken und auch erschlagen von der Hitze – einen Ausflug in den Zoo mit integriertem botanischen Garten zu machen. Ich entschied mich zu laufen um gleichzeitig etwas von der Stadt mitzubekommen. Für die Strecke von meinem Hotel bis zum Zoo brauchte ich etwa eine dreiviertel Stunde. Der Zoo in Saigon war enttäuschend! Sehr heruntergekommen und traurig, fast allen Tieren war deutlich Hospitalismus anzumerken, die Käfige viel zu klein und lieblos. Man mag sagen, dass dies nunmal in Zoos so ist und man eben immer gefangene Tiere angafft. Aber ich denke es geht auch anders. An den botanischen Garten kann ich mich nicht mal erinnern, einzig ein Gewächshaus voller Orchideen ist mir Erinnerung geblieben, aber auch dafür muss man nicht in den Zoo gehen. Die Besucher des Zoos sind hauptsächlich junge vietnamesische Pärchen, die sich hier unbeobachtet wähnen und auf Parkbänken knutschen. Auch dafür lohnt sich der Zoobesuch nicht (gut, vielleicht für die jungen vietnamesischen Pärchen schon, aber nicht als Besucher).

Märkte

Ben Thanh MarktIn Saigon gibt es überall Straßenmärkte, auf denen teils nur Lebensmittel, aber auch gelegentlich allerlei Kleinkram gehandelt wird. Der Ben-Thanh-Markt, der mittlerweile Touristenmarkt Nummer eins ist einen Katzensprung von der Pham Ngu Lao entfernt und befindet sich in einem Marktgebäude. Allein der Eingang zum Gebäude ist schon interessant, ein kleiner Turm mit einer Uhr befindet sich direkt neben dem Eingangstor. Auf dem Markt selbst gibt es nichts was es nicht gibt. Es ist fast unmöglich alle Stände zu sehen oder sich nicht zu verlaufen. Interessanterweise gibt es verschiedene Bereiche, welche in denen gehandelt werden darf und soll und solche, in denen mit Schildern darauf hingewiesen wird, dass in diesem Teil des Marktes handeln nicht erwünscht ist. Innen ist alles sehr eng, laut und hektisch. Man sollte auf seine Sachen acht geben, am Besten schon so wenig Wertsachen wie möglich mitnehmen. Ich hab mir den Besuch für den Abschluss meines Aufenthaltes in Vietnam aufgespart und dann hier allerlei Mitbringsel und Kleinigkeiten für Zuhause gekauft.

Bin Thay Markt

Ein anderer Markt, der – zumindest als ich dort war – deutlich weniger touristisch ist befindet sich im chinesischen Viertel Cholon. Auf dem Binh-Tay-Markt werden meiner Empfindung nach mehr Waren des täglichen Bedarfs denn gefälschte oder echte Marken-T-Shirts gehandelt. Und natürlich Lebensmittel, Gewürze, Chillis, Pasten und
vielerlei mehr. An allen Ecken und Enden werden die ungewöhnlichsten Lebensmittel und Tiere, teils tot teils noch lebendig angeboten, die Vietnamesen handeln um Töpfe und Kräuter. Die Stimmung auf diesem Markt war deutlich anders als auf dem Ben-Than-Markt, der in unmittelbarer Nähe zum Backpacker-Zentrum der Stadt liegt.

 

Von Ho-Chi-Minh-City aus machte ich sowohl einen Ein-Tages-Ausflug zu den Tunneln von Cu Chi, als auch meine Weiterreise durch das Mekong-Delta.


Galerie bei Flickr

 

1 Kommentar

  1. Pinkback: Phu Quoc | Hin und zurück

Kommentare sind geschlossen.