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Hanoi Vietnam

Hanoi – Old Quarter

Jadetempel in Hanoi

Hanoi! Was für eine Stadt! Als ich ankam war das Wetter nicht sehr berauschend. Vietnam hat zwei Klimazonen, so kam ich von lauschigen 38 Grad und herrlichstem Sonnenschein von Phu Quoc ins 17 Grad kühle und regnerische Hanoi. Und es war trotzdem großartig. Mir wurde Hanoi angekündigt als eine Stadt mit einem ganz eigenem Charakter. Hanoi ist voller Seen und grün und laut und bunt und ich muss hier unbedingt noch mal hin.

Hoan Kiem Lake Hanoi

Ich buchte mir einen Tag vor meiner Ankunft ein Zimmer im Rising Dragon mitten im Old Quarter in Hanoi. Eine absolute Hotelempfehlung von mir! Der Rising Dragon ist als Hotel nicht besonders, die Zimmer sind einfach, meines war im 5. Stock ohne Aufzug und ohne Fenster. Aber das Hotel ist sehr sauber, in der Lobby gibt es den ganzen Tag Wasser und Kaffee umsonst und einige recht schnelle Computer mit Internetverbindung stehen dort auch. Wlan ist wie fast überall frei auf den Zimmern verfügbar. Das Zimmer kostete mich pro Nacht 22 Dollar, ich hatte ein großes Badezimmer, sogar mit Badewanne und sehr sauber. Was den Rising Dragon aber besonders macht ist das Personal. Die Jungs und Mädls an der Rezeption sind sehr herzlich, sehr hilfsbereit und extrem aufmerksam. Als ich ankam war mir das erst etwas zu viel, vor allem da ich es eilig hatte und kurz nach meiner Ankunft verabredet war. Als ich das zweite Mal die Lobby betrat wurde ich sofort herzlich namentlich begrüßt und ab da wusste ich den Dragon wirklich zu schätzen. Ich ließ mich vom Hotel am Flughafen abholen. Die etwa 40-minütige Fahrt hat 10 Dollar gekostet.

Old Quarter in HanoiDas Zentrum der Stadt ist das Old Quarter. Das alte Hanoi ist faszinierend und toll. Wenn man durch die Straßen Vietnams läuft fällt einem auf, dass hier häufig Läden nebeneinander angesiedelt sind die exakt das gleiche verkaufen. Das scheint erst etwas eigenartig Mir war erst nicht ganz klar wozu das gut sein soll und warum neben dem zwölften Bambusladen auch noch ein dreizehnter aufmacht. Ich dachte, dass diese Ballung von gleichen Geschäften eher schlecht fürs Geschäft ist. Tatsächlich liegt das an der Art wie Vietnamesen einkaufen. Vietnamesen vergleichen permanent die Angebote, feilschen und gehen von einem Laden zum nächsten um mit den Händlern zu diskutieren und Preise zu vergleichen. Für Kunden ist es also am praktischsten, wenn die Verkäufer möglichst nah beineinander sind und ein Geschäft das sich dem nicht anschließt hat erstmal schlechte Karten. Diese Ballung von gleichen Geschäften ist mir in Hanoi extrem aufgefallen. Im Old Quarter gibt es eine Kräuterstraße, eine Blumenstraße, eine Bambusleiternstraße und auch jede Menge Straßen mit eher touristisch ausgelegten Waren. Rund um mein Hotel wurden hauptsächlich Rucksäcke und Taschen verkauft, die Sonnenbrillenstraße und die Unterwäschestraße sind gleich um die Ecke. Und Schuhe werden in rauen Menge eine Querstraße weiter verkauft. Ich hasse handeln und deswegen finde ich einkaufen in Ländern in denen das zum Einkaufen dazu gehört immer etwas anstrengend aber schon das bloße flanieren durch die Straßen ist auf jeden Fall spannend. Und man gerät hier immer wieder in Gassen und Gässchen die einen in eine andere Welt versetzen. Das Old Quarter ist wahnsinnig verwinkelt und ohne ortskundige Begleitung kann man sich hier permanent verlaufen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn es gibt hier überall genügend zu sehen. Die Häuser sind traditionell schmal und hoch, wie so häufig in Vietnam. Man kann ganze Nachmittage damit verbringen sich einfach in eines der vielen Cafes zu setzen, Ca Phe zu trinken und Leute zu beobachten. Die vielen Straßenessensstände, mobilen Verkäufer von Snacks und Früchten und das Gewimmel auf den Straßen, die vielen unterschiedlichen Gerüche und der Lärm sind faszinierend. Irgendjemand sagte mal, dass sich Hanoi so anhört als hätte Vietnam gerade mindestens die Fußballweltmeisterschaft gewonnen und das kann ich nur bestätigen! Aber ich fand und finde das viele Gehupe und das irgendwie doch geordnete Chaos auf den Straßen toll. Hier ist es – nach der Ruhe auf der Insel – wieder wichtig sich die Regeln zum Überqueren der Straßen bewusst zu machen. Wichtig ist dabei nicht stehen zu bleiben oder zu zögern, wenn man einmal losgegangen ist. Das scheint den Buddhisten leichter zu fallen als den Tây (den Westlern). Wenn man sich irgendwann traut loszugehen und bei gleichbleibender Geschwindigkeit die Straße überquert hat man gute Chancen zu überleben, denn dann können die einheimischen Motorbikefahrer gut einschätzen wie sie um einen herum fahren können. Gefährlich sind Ausländer und Autos. Und so sieht das dann aus:
http://www.youtube.com/watch?v=OSeng3kjtPc

Ho Hoan Kiem

Thap Rua

Der Hoan Kiem See liegt im Old Quarter, gerade mal zwei Fussminuten vom Rising Dragon entfernt. In Hanoi gibt es jede Menge Seen aber der Hoan Kiem ist der bekannteste und gewissermaßen ein Wahrzeichen. Es gibt eine schöne Legende zu dem See, dessen Name „See des zurückgekehrten Schwertes“ bedeutet. Der Herrscher Le Loi (auch bekannt als Le Thai To) kämpfte Anfang des 15. Jahrhunderts einen vermeintlich aussichtslosen Kampf gegen die chinesischen Besatzungsmächte. Er gelangte in Besitz eines magischen Schwertes mit dessen Hilfe es ihm gelang die Chinesen zu besiegen und zu vertreiben. Bei seinem Siegeszug auf dem See begegnete Le Loi eine riesige goldene Schildkröte, die das Schwert zurück verlangte. Sie riss es an sich und dann verschwanden Schildkröte und Schwert wieder im See.

Ngoc-Son-Tempel

Der berühmte Pavillon Thap Rua mitten im See ehrt diese Schildkröte. Im See leben tatsächlich Schildkröten, auch Riesenschildkröten. Es ist nicht ganz klar ob die Riesenschildkröten schon immer im See lebten oder ob sie nicht dort ausgesetzt wurden um die Legende zu nähren. Im Ngoc-Son-Tempel, den man über die berühmte rote Huc-Brücke erreicht kann man eine ausgestopfte 250 kg Seeschildkröte besichtigen. Die ist Ende der sechziger Jahre im See gefunden worden und etwa zwei Meter lang. Rund um den Tempel gibt es einen kleinen Garten mit liebevoll angelegten kleinen Teichen.

Überhaupt ist der Ngoc-Son-Tempel einen Besuch wert. Er ist wahrscheinlich der meistbesuchte Tempel in Hanoi und trotzdem paradoxerweise eine richtige Ruheoase. Ich war ziemlich früh hier und in den Morgenstunden kann man rund um den See – wie eigentlich fast überall in Vietnam – den Vietnamesen beim Sport machen zusehen. Gefühlt jeder Vietnamese egal welchen Alters betreibt morgens Gymnastik, Tai Chi oder eine andere Körperertüchtigung. Vom Hoan Kiem Lake kann man bequem zu Fuß ins French Quarter laufen. Hanoi ist generell sehr französisch angehaucht und im französischen Viertel sieht man jede Menge Prachtbauten. Mit einem Banh Mi (einem gefüllten Baguette, das man überall an der Straße kaufen kann) durch das französische Viertel zu laufen und sich die Häuser anzuschauen ist ein Erlebnis.

Ausgehen im Old Quarter

View from City View CafeNichts ist so einfach wie im Old Quarter auszugehen und Leute kennen zu lernen. Ich habe noch in Saigon einen Engländer kennengelernt der in Hanoi arbeitete. In seinem Schlepptau war ich in unzähligen Bars und Pubs und ich habe jede Menge in Hanoi lebende Ausländer kennengelernt. Davon gibt es auch wirklich viele. Ausgangspunkt ist in Hanoi ähnlich wie in Saigon das Le Pub. Auch hier sind die Bedienungen unfassbar freundlich, die Besucher sehr gemischt und die Stimmung toll. Genau wie in Saigon habe ich hier viel Zeit verbracht und viele interessante Leute kennengelernt. Es gibt wahrscheinlich nur wenige Orte an denen man besser Anschluss findet. Zu einem verspäteten Geburtstagsdinner wurde ich ins City View Café direkt am Hoan Kiem See ausgeführt. Die Pizza hier kann ich nicht empfehlen. Aber der Blick auf den Platz vor dem See und den See selbst ist die schlechte überteuerte Pizza fast schon wieder wert. Im Old Quarter reiht sich ein Pub an das andere und man kann sich wunderbar treiben lassen. Meine Begleitung hatte die Angewohnheit in jeder Location nur einen Drink zu nehmen deswegen waren wir in einigen und ich habe den Überblick verloren. Eine Sache sollte man auf jeden Fall gesehen haben. Bia Hoi ist ein frisches Bier, ähnlich dem tschechischem Pils das an Bia Hoi Ecken literweise zu Cent-Preisen fließt. Im alten Viertel gibt es an der Ecke P Ta Hien und P Luong Ngoc Quyen mehrere Bia Hoi Stände, hier kann man zu seinem Bier lecker essen, sitzt auf kleinen Plastikstühlen unter lauter Vietnamesen und Zugezogenen und trinkt Bier in rauen Mengen. Kopfschmerzen sind zwar vorprogrammiert, aber das sollte man sich trotzdem nicht entgehen lassen.

Nach drei Tagen in denen mich Hanoi mit seinem Lärm und seiner Exotik fasziniert hat habe ich zwei Tage Ruhe in der Halong Bay eingelegt. Ursprünglich bin ich hauptsächlich wegen der Halong Bay in den Norden Vietnams gereist und hab mich nicht vom schlechten Wetter abschrecken lassen. Den zweiten Teil meines Berichts über das faszinierende Hanoi gibt es hier.

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über

Diplom-Soziologin, Produktmanager, Certified ScrumMaster und DiveMaster. In Hamburg zu Hause, in München dahoam. Mehr zu mir gibts hier.

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