Hamburg und ich – Hin und zurück
Hamburg

Hamburg und ich

An den Landungsbrücken

Als ich Svens Artikel über Hamburg las kam ich ein bisschen ins Grübeln wie mein Verhältnis zu Hamburg eigentlich so ist.
Als ich mich Anfang 2008 beruflich neu orientierte hatte ich nicht vor München zu verlassen. Welcher richtige Münchner hat das schon? Hamburg war die einzige Stadt, die überhaupt nur annähernd in Frage kam. Als Studentin wollte ich immer mal gerne für ein paar Monate, hab mich für ein paar Praktika in der Hansestadt beworben, allerdings ist es nie dazu gekommen.
Und dann war ich da bei diesem Vorstellungsgespräch und dachte mir „Fuck“. Ich wollte das wirklich gerne machen und hab mich dann für einen Umzug nach Hamburg entschieden. Um ehrlich zu sein war der Plan nach zwei Jahren wieder zurück zu gehen. Mittlerweile bin ich seit viereinhalb Jahren hier.
In den ersten Monaten und eigentlich sogar Jahren war ich ziemlich oft in München. Mindestens einmal im Monat. Viel zu oft wie ich heute feststelle. Obwohl München natürlich immer eine Reise wert ist. Aber es macht es nicht gerade leicht anzukommen in einer neuen Stadt wenn man jedes zweite Wochenende in der alten Heimat ist. Wie auch immer, mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit in Hamburg und finde die Stadt immer noch toll.
HafengeburtstagAber was kann Hamburg?
Ich konnte die Faszination des Hafens nicht verstehen wenn ich ehrlich bin, bis ich selbst hierher gezogen bin. Heute liebe ich die Atmosphäre am Hafen. Sie macht Hamburg zu etwas besonderem. Und die Kräne und großen Containerschiffe, das leicht dreckige und der Industrietouch vermitteln mir die „große weite Welt“. Ich habe nie verstanden warum jemand extra nach Hamburg reist nur um die Queen Mary II zu sehen. Kann ich heut noch nicht, aber ich gestehe, dass ich schwer beeindruckt war als ich letztes Jahr im Strand Pauli war und dieses laute Horn hörte. Und dann das Schiff um die Ecke kam. Ein Koloss, der sich durch den Hafen bewegt wie ein Hochhaus. Aber majestätisch. Schön irgendwie. Und als die deutschen Olympioniken mit der MS Deutschland von London in den Hamburger Hafen gefahren kamen hatte ich aus mehreren Gründen Gänsehaut.

Hafen

Hamburg kann mehr als den Hafen. Ich wohne im nördlichen Winterhude, nahe dem Winterhuder Marktplatz zwischen Alster und Stadtpark. Hamburg ist grün und voller Wasser. Der Stadtpark ist riesig und im Sommer voller Leben, voller Gruppen die Fußball spielen, grillen, Musik machen, einfach nur zusammensitzen und die Sonne genießen. Und voller Events. Konzerte hört man über den ganzen Park hinweg. Schön. Und im Sommer an der Alster zu liegen und zu lesen oder den Kanus und Ruderbooten zuzusehen oder mit Freunden ein Gläschen zu trinken ist ein bisschen wie Urlaub.

Park Fiction

Man kann in Hamburg auch weg gehen. Auch wenn ich das im Moment nicht mehr allzu oft mache gibt es hier jede Menge Möglichkeiten. Den Kiez muss man mögen und wenn ich ehrlich bin, nüchtern ist der am Wochenende kaum zu ertragen. Seit mein Büro in St.Pauli am Fischmarkt liegt bin ich fasziniert davon wie sich die Reeperbahn unter der Woche tagsüber anfühlt. Es ist ja erstaunlich, man vergisst, dass auf dem Kiez ja auch ganz normales Alltagsleben stattfindet. Am Wochenende kann man sich das kaum vorstellen.
Bars, Kneipen und Restaurants gibt es wie Sand am Meer. 50 Meter von meiner Wohnung entfernt hat eines der besten Sushirestaurants der Stadt geöffnet, Bars wie das Le Lion oder Kneipen wie das Zwick verbinde ich extrem mit Hamburg.

StadtparkWas mir richtig gut gefällt, ist das die einzelnen Stadtviertel wie kleine Dörfer funktionieren. Es gibt fast in jedem einen Marktplatz mit Wochenmarkt. Samstags zum Winterhuder Markt spazierend, vorbei an einer der besten Metzgereien Hamburgs und netten kleinen portugiesischen Cafés und gut ausgestatteten Obst- und Gemüseläden grüßen einen Nachbarn und Menschen die man gar nicht kennt. Ich mag das.

Und die Hamburger? Ich mag die Hamburger. Ich mag die Art und ich finde die Hamburger deutlich hilfsbereiter und offener als die Münchner. Obwohl ich auch das Granteln der Münchner mag war ich extrem positiv überrascht wie viel freundlicher die Hamburger sind. Die Schicki-Mickis und Möchtegerns kenne ich ja auch aus München, ich finde man kann das gut ignorieren. Als ich drei Monate an Krücken gehen musste wurde mir so viel geholfen, ich fand das erstaunlich.

Kräne am HafenEs gibt einiges was ich an Hamburg nicht mag. Ich hasse den Herbst hier. Tage, an denen es nicht hell wird, der miese Sprühregen gegen den man sich nicht schützen kann. Das ist dieser Hamburger Regen den man nicht richtig sieht, den man nicht richtig spürt aber trotzdem ist man am Ende des Tages klatschnass. Ich fahr viel U-Bahn, weil ich kein Auto habe und finde gut, dass man in die meisten Teile der Stadt super hin kommt. In andere Viertel kommt man nur per Bus und ist ewig unterwegs. Das nervt.

Ob ich in Hamburg bleibe? Ob und wann ich Hamburg wieder verlasse? Ich weiß es nicht. Aber Hamburg hat mich gut aufgenommen. Und ich bereue nicht hier meine Zelte aufgeschlagen zu haben.

über

Diplom-Soziologin, Produktmanager, Certified ScrumMaster und DiveMaster. In Hamburg zu Hause, in München dahoam. Mehr zu mir gibts hier.